K.A.T.I.

Ihr Wegweiser in Kulturfragen

Eröffnungsrede “Faszination Küste” von Ulf Petermann im Haus Peters, Tetenbüll

Von: Dr. Katrin Schäfer - Mrz• 03•13


Liebe Kunstfreunde!


Zum Auftakt der diesjährigen Ausstellungssaison dürfen wir hier erneut Ulf Petermann willkommen heißen. Bereits 2009 hat er hier erfolgreich ausgestellt und wir freuen uns, dass er in diesem Jahr wieder bei uns zu Gast ist.

Unter dem treffenden Titel „Faszination Küste“ stellt Petermann diesmal im Haus Peters seine neuesten Arbeiten vor – sie stammen vorwiegend aus dem Jahr 2012 und einige Arbeiten sind sogar speziell für diese Ausstellung entstanden und datieren bereits auf 2013!

Die nordfriesische Küsten- und Inselwelt ist dabei natürlich das Hauptthema; kleinformatige Strand- und Figurenstudien sowie einige Zeichnungen runden die Ausstellung ab und werden ergänzt von ganz neuen Strandansichten aus St. Peter-Ording, die gerade für die Eiderstedter und „SPO-Freunde“ natürlich einen hohen Wiedererkennungswert haben.

Eine spannende Übersicht über sein derzeitiges Spektrum an Themen und Motiven sozusagen…

Ulf Petermann ist eigentlich kein Künstler, über den man viele Wort verliert – das ist durchaus positiv gemeint. Es ist ja auch nicht so, dass es nicht schon Literatur über ihn gäbe, sogar eine Magisterarbeit wurde ihm schon gewidmet; nein, der eigentliche Grund ist vielmehr der, dass seine Arbeiten selbsterklärend sind – sie wirken auch ohne große Worte, bestechen sie doch gerade durch ihre Schlichtheit und Unaufgeregtheit. Beim Betrachten von Petermanns Bildern kommt man zur Ruhe und fühlt sich – irgendwie – angenehm entspannt und erfrischt – und das trotz der oft dramatischen Wolkenformationen, die er auf die Leinwand zaubert.

Dennoch möchte ich Ihnen mit ein paar Worten den Künstler und sein Werk kurz vorstellen:

Ulf Petermann, 1950 in Brunsbüttel geboren, hat Studien- und Künstlerjahre in Kiel verbracht; heute wohnt er im nordfriesischen Halebüll, kurz vor der Überfahrt nach Nordstrand, also dort, wo er auch seine bevorzugten malerischen Themen findet, am Fuße des Nationalparks Wattenmeer.

Die Motivwelt der schleswig-holsteinischen Westküste erschloss er sich in der traditionellen Technik der Freilichtmalerei.

Sylt, Amrum, Pellworm sind seinem künstlerischen Auge ebenso lieb wie Ansichten rund um Husum, der Strand von Halebüll, die Holzbauten St. Peter-Ordings, das unendliche Motivfeld der Nordsee mit ihrem Gezeitenwechsel.

Und immer wieder die Weite der Landschaft, der hohe nordische Himmel mit seinem unvergleichlichen Wolkenspiel, Watt und Schlick, wasserdurchzogene Priele, Salzwiesen und diese seltsame Mischung aus graubrauner Eintönigkeit, farbigen Lichtspielen in Pfützen und wind- und wettergegerbter Landschaft.

Wer diese launenhafte Landschaft liebt, wird auch die Bilder Petermanns lieben. Denn seine beeindruckenden malerischen Qualitäten liegen eindeutig in der Wiedergabe dieser atmosphärischen Naturstimmungen. Stets bleibt er in seinen Landschaftsbildern einem gegenständlich Realismus verhaftet. So naturgetreu sind die Bilder, dass der Betrachter das Gefühl hat, Teil dieser Landschaft zu sein: man riecht den modrigen Schlick, spürt das schlammige Watt unter den Füßen, genießt die Ruhe dieser ausgedehnten Landschaft.

Ulf Petermann ist ein Maler mit dem Auge für das Ganze; was für andere Künstler optische Umweltverschmutzung und der Kritik wert wäre, ist für ihn eine zeitgemäße Erscheinung: wie selbstverständlich fügen sich Windkraftanlagen, Baken im Watt, Biogasanlagen oder Surfbretter im Meer in seine Ölbilder ein; das sind keine störenden Elemente – die Welt ist, wie sie ist, und Petermann macht sie uns schmackhaft. Nicht moralisch bewertend, sondern unvoreingenommen und neutral.

Mit dieser Tendenz zur Freilichtmalerei fügt sich der Künstler in eine Bewegung ein, die in den letzten Jahrzehnten in Schleswig-Holstein wieder erstarkte und durch Nikolaus Störtenbeckers Initiative zur Gruppe der so genannten „Norddeutschen Realisten“ avancierte. Zusammen mit seinen Kollegen nahm Petermann mehrmals an gemeinsamen Mal-Symposien teil.

Geschult von seinem Vorbild und Lehrer Harald Duwe, hatte Petermann sich bis etwa Mitte der 90er Jahre vornehmlich dem Figurativen verschrieben. Irgendwann aber kam der Entschluss, „sich aus dem intellektuell überladenen Kunstbetrieb herauszulösen“ und „ein einfacher Bildermaler zu sein“, wie es der Künstler bescheiden formulierte: „Mich mit Dingen zu beschäftigen, die ich liebe, sei es in einem Blumengarten oder vor einer Landschaft.“

Aber natürlich ist Ulf Petermann alles andere als ein „einfacher Bildermaler“, vielmehr darf man ihn als Meister seines Fachs bezeichnen, als einen Meister des Lichts und der Landschaft – wobei er aber den Menschen in dieser Landschaft durchaus auch in seinen neueren Arbeiten immer wieder mal einen Platz einräumt.

Man kann ihn in die Tradition der großen Landschaftsmaler des späten 19. Jahrhunderts wie einem Jacob Alberts oder Georg Burmester stellen, man sollte ihn ruhig im Verbund mit den heutigen sogenannten „Norddeutschen Realisten“ wie Friedel Anderson oder Frauke Gloyer nennen, aber man muss ihm vor allem zubilligen, einzigartig zu sein!

Denn Petermann hat keine Vorbilder, man mag hier eher von Wahlverwandtschaften sprechen. Wir haben es hier eben mit einem Künstler zu tun, der den Mut hat, der Moderne, dem Experimentellen zu trotzen, sich dafür der Tradition zu stellen, diese mit neuer Kraft zu durchdringen und so Bilder zu schaffen, die zeitlos und ehrlich sind und gerade deshalb den Betrachter überzeugen.

Petermann arbeitet ganz traditionell: Die Anregungen holt er sich direkt vor der Natur, wo Skizzen und kleine Ölstudien entstehen; zuhause dann im Atelier gilt es, die Natur immer wieder aufs Neue zu erfinden und auf die Leinwand zu bannen.

Ein Prozess, der sich langsam vollzieht, ein Grund dafür, warum er bisweilen bis zu 20 Bilder parallel in Arbeit hat. Immer wieder experimentiert er mit neuen technischen Finessen; so erzeugt er zum Beispiel in den Küstenbildern eine optische Spannung, indem er glatte, sauber mit dem Spachtel aufgetragene Flächen neben einen dynamisch-pastosen Farbauftrag setzt: hier die scheinbar unendliche Ruhe und Weite des Strandes, dort das bewegte Wellenspiel.

Im direkten Kontakt mit der Natur vor seiner Haustür ist er frei von jeglichen Konventionen, frei von malerischen Verpflichtungen und historischem Vorbild.

Mit genauer Beobachtungsgabe und verhaltener Farbigkeit zaubert er Landschaften, die durch eine besondere Authentizität bestechen: authentisch deswegen, weil sie nicht verfälschen und beschönigen, authentisch auch deswegen, weil man beim Betrachten den Sand unter den Füßen zu fühlen glaubt, den Wind in den Haaren spürt und die salzige Luft einatmet.

Er greift Motive immer wieder auf – man kann das über die Jahre seines Schaffens verfolgen; und doch ist jedes Bild einzigartig, selbst wenn sich die Landschaft oder die Perspektive wiederholt. Petermann malt wie die Natur eben ist: unverrückt, was die Position betrifft, seit Jahrmillionen bestehend, aber sich in feinen Nuancen ständig verändernd: Denn es gibt keine zwei Momente im Leben, die sich gleichen…

. genießen Sie also die Einzigartigkeit und lassen Sie sich in die Welt entführen, die hier vor Ihrer Haustür liegt und die sie zu kennen glauben: Aber ich verspreche Ihnen, Sie werden sowohl Altvertrautes als auch Neues in den Bildern von Ulf Petermann entdecken!

(Eröffnung Haus Peters, Tetenbüll, 2.3.2013)

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